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Rad(schnell)wege - Neuordnung des Verkehrs in Heidelberg

2021-03-01

Fahrradfahren statt Autofahren – aus Klima- und Artenschutzsicht ist das geboten.

Radverkehr benötigt weniger versiegelte Fläche  als Autoverkehr, ist CO2- und lärmfrei und insgesamt mit kaum negativen Auswirkungen auf Natur und Umwelt verknüpft. Das Land Baden-Württemberg und  die  Stadt  Heidelberg  haben  sich  auf die Fahnen geschrieben, den Radverkehr in und zwischen Städten zu fördern. Attraktive Radschnellverbindungen sollen Autofahrende aufs Fahrrad bringen und so die ökologische Verkehrswende befördern helfen. An etlichen Stellen im Land ist dazu nun der Bau neuer Radwegabschnitte, durchaus auch abseits bestehender Autotrassen, geplant. Doch solche Neubauten vergrößern den ökologischen Fußabdruck des Radverkehrs unnötig.

Der Zustand der Natur und die Inanspruchnahme des Naturraums durch Verkehrsinfrastrukturen haben heute schon ein kritisches Maß erreicht. Das lässt die Neuanlage breiter Radverkehrsschnellwege problematisch erscheinen, vor allem wenn sie durch oder entlang geschützter Biotope oder landwirtschaftlich genutzte Gebiete verlaufen. Im letzteren Fall sind überdies Konflikte mit Landwirten möglich.

Sicht des Naturschutzes

Aus Sicht des Naturschutzes gibt es beim Ausbau von Radinfrastrukturen Folgendes zu bedenken:

Neu geschaffene oder verbreiterte Radwege durch Agrar- und Naturflächen hindurch tragen durch ihre Versiegelung zum Verlust an Boden bei, erschweren vielen Arten das Überleben und nehmen ihnen Rückzugsräume. Die Landwirtschaft wiederum braucht ausreichend Bodenfläche – nicht nur zur Produktion von Nahrungsmitteln, sondern auch für ihren dringend anstehenden Umbau auf ökologische Wirtschaftsweisen. Auch auf den durch den Klimawandel ohnehin gefährdeten Wasserhaushalt wirkt sich die Flächenversieglung negativ aus.

Die Nachtbeleuchtung von Radwegen durch Natur- und Agrarflächen gefährdet die Tierwelt: Vögel werden irritiert und in ihren Rhythmen gestört, Insekten werden von hellen Lichtquellen angelockt und verenden dort. Das wiederum nimmt Insektenfressern wie Vögeln und Fledermäusen wichtige Nahrungsquellen. Wie ein breiter Weg entfaltet auch Licht eine Barrierewirkung, indem es Insekten auf kleinen Gebieten „einsperrt“. Auch Pflanzen leiden unter zu viel Licht zur falschen Tageszeit.

Ein Beispiel: Fuß- und Radweg zwischen Weststadt und Bahnstadt

Ein Beispiel für mögliche Konflikte durch den Ausbau von Radinfrastruktur ist der kombinierte Fuß- und Radweg zwischen Weststadt und Bahnstadt entlang des Bahndamms, also auf den Ausgleichsflächen für die Bahnstadt. Dieser Wegabschnitt ist als Bestandteil einer Schnellradverbindung vom Süden Heidelbergs ins Neuenheimer Feld in der Diskussion. Der Weg ist bei Fußgänger*innen wie Fahrradfahrer*innen sehr beliebt, auch E-Roller und E-Bikes sieht man dort häufig. Zeitweise ist er jedoch so überfüllt, dass schnelles Radeln darauf gar nicht möglich, mindestens jedoch gefährlich ist.

Soll der Wegabschnitt Teil einer Schnellradverbindung werden, so läge der Gedanke nahe, ihn zu verbreitern, um den Rad- und Fußverkehr besser trennen zu können. Genau dies aber ist aus Sicht des Naturschutzes nicht wünschenswert, schließlich stellt der alte Bahndamm eine Ausgleichsfläche für Eidechsen dar, die beim Bau der Bahnstadt dorthin umgesiedelt wurden. Ein Ausbau der Strecke würde diese Ausgleichsfläche angreifen. Ihren ökologischen Zweck könnte sie dann so nicht mehr erfüllen, abgesehen davon, dass ihre Attraktivität als Erholungs- und Naturerlebnisgebiet erheblich gemindert würde.

Das Beispiel dieses Fuß- und Radwegs zeigt, wie der Biotop- und Artenschutz und die Bedürfnisse von Spaziergänger*innen und spielenden Kindern mit dem Wunsch nach einer möglichst störungsfreien Radschnellverbindung in Konflikt geraten können.

Alle zuvor genannten ökologischen Belastungen und Konflikte durch den Neu- und Ausbau von Radschnellwegen ließen sich vermeiden, wenn man stattdessen den bestehenden Straßenraum neu zwischen Autos und Fahrrädern verteilen würde. Zwar kann es zu Konflikten mit Autofahrer*innen führen, wenn etwa bisher zweispurige zu einspurigen Straßen werden. Doch es ist dringend geboten, den Ausbau von Fahrradinfrastrukturen umweltfreundlich und naturerhaltend zu gestalten.

Forderungen des BUND Heidelberg

  1. Fahrradwege und Fahrradschnellverbindungen sollten auf umgewidmeten Autofahrspuren angelegt werden. Zweispurige Hauptverkehrsachsen in Heidelberg sollten dazu einspurig rückgebaut werden; die freiwerdende Spur wird für den Radverkehr freigegeben.
  2. Moderne Fahrradbeleuchtungssysteme machen ein Beleuchten von Radwegen außerhalb von Wohngebieten überflüssig; stattdessen können reflektierende Wegmarkierungen angebracht werden. Wo Beleuchtung unabdingbar ist, sollte der Weg  mit möglichst geringer Leuchtstärke, blendfrei und gleichmäßig beleuchtet werden. Wichtig sind ein insektenfreundliches warmweißes Licht und eine volle Abschirmung der Leuchte; ein Einsatz bewegungssensibler Leuchten ist sinnvoll.
  3. In ökologisch wertvollen Naturräumen sollten Radwegneubauten vermieden werden.
  4. Auch auf landwirtschaftlichen Flächen sollten Radwegneubauten vermieden werden. Wo dies nicht möglich ist, sollte der Bau eng mit betroffenen Bauernhöfen abgestimmt werden.

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