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Globalisierung zum Anfassen, Schnäppchenjagd weiter denken

Die Erlebniswelt Textilien als Mitmach-Aktion für Kinder und Jugendliche (Ausführender Projektpartner: Eine-Welt-Zentrum Heidelberg e.V.)

Rahmen der Durchführung

Im Rahmen des Projektes  „Bildung für nachhaltige Entwicklung von der Kita bis zur Uni“ führte das Eine-Welt-Zentrum Heidelberg e.V. acht Themen-Workshops des Globalen Lernens durch, die sich rund um das Thema Globalisierung und Textilproduktion drehten. Anders als ursprünglich geplant, haben wir uns nicht für eine blockweise Durchführung der Bildungseinheiten entschieden; stattdessen haben wir die Terminauswahl an den Bedürfnissen der Lehrer/innen orientiert und die Veranstaltungen auf Anfrage durchgeführt, so dass der Veranstaltungszeitraum auf zirka 6 Wochen ausgedehnte (31.01. - 14.03.2013). Durchführungsort war das „Globale Klassenzimmer“ im WeltHaus Heidelberg, das im Oktober 2012 durch das Eine-Welt-Zentrum eröffnet wurde. Das „Globale Klassenzimmer“ versteht sich als Bildungsprojekt und Lernort des Globalen Lernens, das es Schüler/innen und Lehrer/innen sowie Kinder- und Jugendgruppen aus Heidelberg und Umgebung ermöglicht, Angebote zum Globalen Lernen ganzjährig und nach Bedarf wahrzunehmen. Mit der Einrichtung des „Globalen Klassenzimmers“ hat es das Eine-Welt-Zentrum einen Ort geschaffen, der fest im WeltHaus Heidelberg verankert ist und die Durchführung von Bildungseinheiten in technischer Hinsicht erleichtert. Gleichzeitig ist das Globale Klassenzimmer ein entscheidender Schritt, der das jahrelange Engagement des Vereins im Bereich der BNE in nachhaltige Strukturen überführt und einen festen Anlaufpunkt für Globales Lernen in Heidelberg und Umgebung zu schafft.

Team der am Projekt mitarbeitenden Personen

Die Bildungseinheiten des Projekts „Schnäppchenjagd weiter denken“ wurden von einem vier-köpfigen Team durchgeführt. Inhaltliche Vorbereitung, Koordination und Öffentlichkeitsarbeit wurde von der Bildungsmitarbeiterin des Eine-Welt-Zentrums umgesetzt, die Entwicklung des Flyers erfolgte wegen der Notwendigkeit von Fähigkeiten im Grafikdesign durch die Geschäftsstelle des Vereins. Die Durchführung der 3-stündigen Themen-Workshops erfolgte in Zusammenarbeit mit zwei erfahrenen Honorarkräften.

Erreichung der Zielgruppe

Das Bildungsprojekt wurde durch eine breit angelegte Flyer-Aktion an allen Schulen ab Sekundarstufe I in Heidelberg beworben. Darüber hinaus wurden Lehrer/innen über die Email-Verteiler des Eine-Welt-Zentrums über die Möglichkeit informiert, kostenlos einen Workshop zum Thema Globale Textilproduktion zu buchen. Insgesamt ist das Projekt auf große Nachfrage gestoßen: Anders als ursprünglich geplant, haben sich nicht nur Lehrer/innen von Schulklassen mit einer Altersspanne von 10 bis 14 Jahren für das Bildungsangebot interessiert, sondern die Lehrkräfte höherer Jahrgangsstufen. Die Projektkoordination hat auf diese Nachfrage reagiert und zusätzlich ein weiteres, inhaltlich und methodisch anspruchsvolleres Workshop-Konzept erarbeitet, das sich – je nach Zusammensetzung und Bedürfnissen der Gruppe – an Schüler/innen ab 16 Jahre richtet.

Methoden, Inhalte, Ziele

Innovative Aspekte

In der Durchführung der Workshops wurde das ursprünglich geplante Konzept der „Erlebnis-Räume“ um die methodisch anspruchsvollere Variante des Rollenspiels erweitert. Grund für diese Veränderung sind Erfahrungen, die Ende 2012 / Anfang 2013 im Rahmen des „Globalen Klassenzimmers“ gemacht wurden: Verbesserte Bildungspläne und mediale Berichterstattung haben Wirkung gezeigt und bewirkt, dass Schüler/innen heute über gute Grundkenntnissen der globalen Produktionsketten und der diesbezüglichen Probleme verfügen. Um die Kinder und Jugendlichen in angemessener Weise fordern zu können, wurde das Konzept deswegen um Methoden erweitert, die neben Reflexions- und Empathiefähigkeit vor allem ein differenziertes Verstehen und eine Vernetzung der (oftmals losen) Informationen zu fördern, die die Schüler/innen mitbringen. Bei der Anpassung des Workshop-Konzeptes blieb der Erlebnis-Charakter dennoch erhalten: Die teilnehmenden Kinder und Jugendliche werden im Rahmen ihres Reporter/innen-Einsatzes selbst aktiv und führten – nachdem sie eine Einführung erhalten haben – eigenständig Interviews mit Passant/innen durch. Im Rahmen dieser Aktion begaben sich die Schüler/innen in die Rolle von Expert/innen, die sich ein Bild vom Informationsstand zufällig angesprochener Menschen aus der eignen Gesellschaft machten. Bei Bedarf informierten die Schüler/innen ihr Gegenüber über die globalen Zusammenhänge und Hintergründe der Textilproduktion und die Gestaltungsmöglichkeiten dieser Zusammenhänge durch jede/n Einzelne/n. Insgesamt erlaubte die Erlebnisaktion den Kindern und Jugendlichen, in einem Maß selbst aktiv zu werden, das weit über die Möglichkeiten einer normalen Lerneinheit in der Schule hinausreicht.

Methodische Umsetzung

Der Erlebnisworkshop „Schnäppchenjagd weiter denken“ hat es sich zum Ziel gesetzt, Kindern und Jugendlichen die Komplexitäten und Herausforderungen der Globalisierung am Beispiel Textilien näher zu bringen. Dieses Ziel verfolgt der 3-stündige Workshop durch einen erlebnisorientierten Ansatz. Durch einen abwechslungsreichen Mix an interaktiven und partizipativen Methoden werden dabei sowohl Emotionen als auch Verstand angesprochen. 

Neben einem Bewegungsquiz, das Informationen vermittelt und die Schüler/innen zu Reflexionen bzgl. des eigenen Kleidungskonsums anregt, bilden ein interaktives Rollenspiel, eine moderierte Diskussion über die Verbindung zwischen der Lebenssituation der Menschen im Süden und unserer eigenen Gesellschaft, sowie ein Einsatz als Reporterteams die Kernmethoden der Bildungsveranstaltung (siehe Tabelle 2 „Methoden – Inhalte – Ziele“). 

Gemäß einem Bildungsansatz des Globalen Lernens orientiert sich die Konzeption und Umsetzung des Workshops an folgenden Prinzipien:

  • Globaler Kontext: Die thematisierten Sachverhalte zur globalen Textilproduktion werden differenziert und in ihrer globalen Vernetzung dargestellt. Auswirkungen der globalen Produktionskette auf die Lebenssituation der Menschen im Süden werden genauso wie die Auswirkungen in unserer eigenen Gesellschaft dargestellt.
  • Dimensionen der Analyse: Vernetztes Denken wird gefördert, z.B. indem die verschiedenen Dimensionen des Themas Textilproduktion (soziale, ökonomische, kulturelle, ökologische, politische) angesprochen werden.
  • Perspektivenwechsel: Das Thema Textilproduktion wird vor allem im Rahmen des Rollenspiels aus unterschiedlichen Perspektiven von Betroffenen und Beteiligten beleuchtet. Der gezeigte Filmclip beleuchtet eindrücklich die unzulässigen Arbeitsbedingungen von Arbeiter/innen einer chinesischen Textilfabrik.
  • Gender-Perspektive: Die im Workshop verwendeten Darstellungen und Sprache ist gender-sensibel. Darüber hinaus wird thematisiert, dass Männer und Frauen im Prozess der Textilproduktion oft ungleichen Bedingungen ausgesetzt sind.
  • Zielgruppenorientierung: Das Thema „Jeans“ knüpft direkt an die Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen an. Teamer/innen achten darüber hinaus darauf, ihre Sprache und die verwendeten Materialien an die Bedürfnisse der Zielgruppen anzupassen.
  • Nachhaltige Lernprozesse: Alle Methoden und verwendeten Materialien unterstützen eine partizipative und selbstständige Aneignung des Lernstoffs. Die eigenständige Reproduktion des Gelernten und ein Transfer des Gelernten in andere Zusammenhänge werden insbesondere während der moderierten Gruppendiskussion und des Reportereinsatzes angeregt.
  • Werthaltungen: Die verwendeten Methoden und Materialien fördern die Bereitschaft zu Solidarität und zur Übernahme von Mitverantwortung für die gerechtere Gestaltung der Einen-Welt. Insbesondere durch die Methoden Rollenspiel und Filmclip werden Schüler/innen ermutigt, auch emotional Anteil am Schicksal anderer Menschen zu nehmen.
  • Handlungsperspektiven: Im Rahmen der Diskussion werden Möglichkeiten präsentiert, durch die sich Schüler/innen persönlich wie politisch einsetzen können, um globale Zusammenhänge im Bereich Textilien verantwortungsvoll mitzugestalten.

Dokumentation

Neben Fotos von den Workshops werden die Bildungseinheiten vor allem durch die auf Video aufgezeichneten Interviews dokumentiert, welche die Kinder und Jugendlichen eigenständig bei ihren Einsätzen als Reporterteams produzieren – eine Auswahl dieser Interviews liegt dem Bericht auf CD-Rom gebrannt bei. Darüber hinaus begleitete Herr Kerzinger vom Medienzentrum Heidelberg einen gesamten Workshop mit seiner Kamera, so dass Bildmaterial für den geplanten Clip seitens des Projekts „Schnäppchenjagd weiter denken“ zur Verfügung steht. Die Anwesenheitslisten und Buchungsformulare stehen auf Anfrage gerne zur Verfügung.

Erzieltes Ergebnis

Der Workshop „Globalisierung zum Anfassen – Schnäppchenjagd weiter denken“ wurde mit insgesamt acht Schulklassen der Sekundarstufe I und II durchgeführt. Das Angebot stieß auf breites Interesse: Buchungsanfragen erreichten uns aus allen Schultypen und unterschiedlichen Jahrgangstufen. Insgesamt wurden im Rahmen der Aktion 162 Schüler/innen im Alter zwischen 12 und 19 Jahren für Fragen der globalen Gerechtigkeit und zukunftsfähigen Entwicklung sensibilisiert. Darüberhinaus erhielten 8 Lehrkräfte aus Werkrealschule, Realschule sowie Gymnasium wertvolle Anregungen zur methodischen Umsetzung des Bildungsplans im Lernbereich „Globale Entwicklung“.