Über das Projekt
Wie lässt sich das Friseurhandwerk möglichst effektiv und mit breiter Wirkung umwelt- und gesundheitsfreundlicher gestalten?
Diese Frage stellte sich ein Arbeitskreis, der Anfang 1994 aus der Heidelberger Friseurinnung, der Umweltberatung des BUND-Heidelberg und der Abfallberatung der Stadt entstand. Bald war aus den anfänglichen Überlegungen das groß angelegte Pilotprojekt Friseur & Umwelt geworden, das den Heidelberger Friseurbetrieben wichtige Impulse zur praktischen Umsetzung von Umweltschutz- und Gesundheitsmaßnahmen gab. Darüber hinaus erzielte es bundesweite Resonanz - und es ist zum Selbstläufer geworden! Es gilt als beispielhaftes Agenda-21-Projekt. In ähnlicher Zusammenarbeit wurden in Heidelberg Maler & Umwelt sowie Bäcker, Konditoren & Umwelt durchgefürt.
Die Projektdokumentation (Stand: Februar 2011) über die vielfältigen Aktivitäten im Rahmen dieses Projektes soll aufzeigen, welche Möglichkeiten sich durch Kooperationen erschließen. Zur Erleichterung der Umsetzung wurden beispielsweise auch viele Kontakte geknüpft: zur Kreishandwerkerschaft, der Handwerkskammer, dem Landesgewerbeamt und der Berufsschule, zu Herstellern von Friseurprodukten, der Innungskrankenkasse oder der Berufsgenossenschaft.
Umweltschutz im Friseursalon
Alle Friseure der Heidelberger Innung wurden wiederholt zum Mitmachen beim "Umweltschutz im Salon" ermuntert und mit einfach umsetzbaren Tipps zum Abfall, Energie und Wasser sparen, zum Abwasser schonen und zur Verringerung der Luftbelastung versorgt.
Aufgrund dieser Aktivitäten sind heute insbesondere Sparperlatoren und halbe, sogenannte "Energiespar-Handtücher" in Heidelberger Friseurbetrieben selbstverständlich.
Umweltanalyse in Friseurbetrieben
Die Stadt Heidelberg ließ eine Umweltanalyse in vier beispielhaften, unterschiedlich strukturierten Friseurbetrieben durchführen, um deren Einsparmöglichkeiten im Bereich Abfall, Energie und Wasser in Kosten zu fassen und konkrete Verbesserungsvorschläge zusammenzustellen. Im Zuge der Renovierung dieser Betriebe wurden viele Vorschläge umgesetzt.
Gesunde Arbeitsplatzbeleuchtung
Die Forschungsgruppe Streß an der Universitätsklinik Heidelberg untersuchte die Lichtverhältnisse in Salons und entwickelte zusammen mit einem Leuchtenhersteller ein System zur optimierten und gesunden Arbeitsplatzbeleuchtung. Es wurde bundesweit schon in vielen Friseursalons installiert.
Die Kundschaft kann mithelfen
Mit den Aktivitäten wurden nicht nur Friseure, Ausbilder, Hersteller von Friseurprodukten, Multiplikatoren, Medien usw. erreicht und zum Handeln beziehungsweise Weitersagen ermuntert, auch die Friseurkundschaft kann mithelfen und ihren Salon bei der Umsetzung von Umweltschutz-
maßnahmen unterstützen. So wurde beispielsweise auf der Mannheimer Maimarkt-Messe und auf der Heidelberger Ökomesse TREND mit Frisieraktionen, die großen Zuspruch erhielten, die Werbetrommel dafür gerührt.
Ein von der Umweltberatung zusammengestelltes Infoblatt zeigt der Friseurkundschaft auf, wie sie ihren Salon konkret bei Umweltschutzmaßnahmen unterstützen kann. Es enthält außerdem Informationen über problematische Inhaltsstoffe in Produkten und nennt Alternativen oder Schutzmaßnahmen.
"Friseur & Umwelt" schlägt Wellen
Dank intensiver Öffentlichkeitsarbeit erregte das Projekt große Aufmerksamkeit - weit über Heidelberg hinaus. Ein Team der großen japanischen Fernsehanstalt TBS drehte einen Bericht über dieses Projekt, wobei die Japaner höchst erstaunt waren, dass Stadt, Handwerk und Umweltverband so problemlos und produktiv zusammenarbeiten. Es filmten auch SAT und die Deutsche Welle. In deren Beiträgen wurde es als eines von vielen Beispielen vorgestellt, wofür Heidelberg zur Umwelthauptstadt 1996/97 gekürt wurde.
Broschüre
Aus allen Ecken Deutschlands trafen Anfragen von Friseuren, Ausbildungseinrichtungen, Gemeinden, Handwerkskammern, Firmen und Medien zum Projekt und zu den Informationsmaterialien ein, obwohl seit 1999 keine öffentlichkeitswirksamen Initiativen mehr liefen. Anlass genug, um die Informationen in einer aktualisierten, attraktiven Broschüre zuammenzufassen. Zur aktiven Mitarbeit daran konnte die Projektgruppe die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald, den Fachverband Friseur und Kosmetik Baden-Württemberg sowie die Innungskrankenkasse Baden-Württemberg gewinnen. Sie erschien im November 2002 und wurde an alle Innungsfriseure in Baden-Württemberg verteilt. Durch die Veröffentlichung in Fachzeitschriften erhielt sie bundesweite Verbreitung.
Der erste Teil der Broschüre gibt einen Überblick über praktische Umweltmaßnahmen, die auch das Arbeitsumfeld im Salon verbessern und Betriebskosten sparen helfen. Im zweiten Teil geht es um die Gesundheit. Es wird umfassend auf Hautschutz und Ergonomie eingegangen. Für Haarfärbemittel, Wellmittel, Tenside, Emulgatoren, Antischuppenmittel, Konservierung- und Duftstoffe werden die Wirkungsweise erklärt, problematische Inhaltsstoffe genannt sowie Schutzmaßnahmen und Alternativen vorgeschlagen.