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Wälder und Klima schützen

2022-03-30

BUND Heidelberg plädiert für Papierfasten und eine sinnvolle Verwendung von Holz

Wälder schützen – aber wie?

Bild: Brigitte Heinz

Mein Freund der Baum! Wir Deutschen hängen an unseren Wäldern und lieben die Bäume. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Emotionen hoch kochen, wenn Bäume gefällt werden. Jüngstes Beispiel sind die geplanten Durchforstungsmaßnahmen im Mühltal in Heidelberg-Handschuhsheim. Vom Aktionsbündnis Waldwende Heidelberg wird gefordert, den heimischen Wald in den nächsten 30 Jahren nicht mehr zu bewirtschaften. Aber kann so der Schutz der Wälder wirklich gelingen? Tatsächlich trägt jeder Einzelne von uns durch seinen Konsum Tag für Tag in erheblichem Maße zur weltweiten Vernichtung der Wälder bei. Und genau da müssen wir gegensteuern!

Papierfasten

Wir sind Weltmeister im Papierverbrauch!

So sind wir Deutschen Weltmeister im Papierverbrauch (243 kg pro Kopf und Jahr)! Etwa 80 % der in Deutschland verarbeiteten Primärfasern stammen aus Importen: 40 % aus Skandinavien (Finnland und Schweden), etwa 25 % aus Brasilien und 13 % aus Kanada. Urwälder werden in dramatischem Ausmaß abgeholzt und Plantagenflächen nehmen zu. Unsere Zellstoffnachfrage trägt maßgeblich zur weltweiten Waldzerstörung bei. Würden wir den Papierhunger der Heidelberger Bevölkerung mit Bäumen aus dem Stadtwald stillen, müssten wir hierfür jedes Jahr etwa 28.000 Bäume mit einem Stammdurchmesser von 50 cm fällen!

Doppelt blöd für´s Klima

Hinzu kommt, dass für die Papierherstellung enorme Mengen an Energie verbraucht werden. Die Papierindustrie ist weltweit der fünftgrößte industrielle Energieverbraucher. Das heißt, unser Papierhunger ist doppelt klimaschädlich.

Sinnvolle Verwendung von Holz

Holz ist im Grundsatz ein ökologischer Werkstoff. Er kann für langlebige Produkte, wie Häuser oder Möbel verwendet werden, aber auch für kurzlebige Papierprodukte. Je stärker seine Nutzung in Langlebigkeit fließt, desto mehr CO2 wird auch langfristig gespeichert. Alternativen zu Holz sind z. B. Kunststoffe und Zement. Aus ökologischer Sicht ist die Ersetzung von Holz durch diese Materialien nicht sinnvoll.

Holz ist ein Kohlenstoffspeicher, denn ein Baum entzieht beim Wachsen der Atmosphäre das Treibhausgas Kohlendioxid. Waldökosysteme sind daher bedeutende CO2-Speicher, die die Atmosphäre von einem Zuviel des klimarelevanten Treibhausgases CO2 entlasten.

Für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder

Bild: Brigitte Heinz

Holz sollte nur aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern genutzt werden (oder aus Wäldern, die sich ökologisch entwickeln sollen). Stangenwälder und Monokulturen lehnt der BUND strikt ab.

Der BUND setzt sich für eine nachhaltige Nutzung der Wälder ein und unterstützt die Maßnahmen der Forstverwaltung, die die Entwicklung zu (klima-)stabilen, strukturreichen und naturnah bewirtschafteten Mischwaldbeständen fördern und zur Erhöhung der Biodiversität beitragen. In Zeiten des Klimawandels und der damit verbundenen Trockenheit ist das eine große Herausforderung. Heidelberg kann sich dabei glücklich schätzen, dass dieses Umdenken von „Wirtschaftlichkeit und Gewinn“ hin zu „Naturschutz und Erholungswald“ schon vor 30 Jahren begonnen hat. Auslöser war damals der Orkan Wiebke im Frühjahr 1990, der im Stadtwald zu großen Verwüstungen geführt hatte. Auch der BUND hat durch sein Engagement und seine Hartnäckigkeit maßgeblich zu diesem Sinneswandel beigetragen. 2001 wurde der Stadtwald dann PEFC-zertifiziert und 2004 kam das FSC-Siegel hinzu. FSC bietet in Deutschland klare Kriterien, die in regelmäßigen Abständen zusammen mit Umwelt-NGOs auf dem Prüfstand gestellt werden. Fast der gesamte Stadtwald südlich des Neckars ist zudem aufgrund seiner hohen Qualität als FFH-Gebiet ausgewiesen (europäische Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie).

Baumfasten - aus Liebe zu den Bäumen

Noch was? Leider ja! Auch unser hoher Fleischkonsum ist kein Freundschaftsbeweis für die Bäume. Für den Anbau von Futtermitteln wie Soja für die Massentierhaltung werden z.B. in Brasilien jeden Tag gigantische Waldflächen gerodet. Verkehr, Heizung und Industrie blasen Schadstoffe in der Luft, Wälder und Streuobstwiesen müssen dem Straßen- und Siedlungsbau weichen und der Klimawandel ist eine zunehmende Bedrohung für unsere Wälder. Natürlich brauchen wir das Holz auch für den Bau von Häusern, Möbeln, Zäunen und vielem mehr.

Wir können nicht bei uns jeden Baum im Wald schützen wollen und gleichzeitig die Wälder und Ressourcen der Welt verbrauchen und damit den ganzen Planeten gefährden.

Wenn wir die Wälder retten wollen, müssen wir unser Konsumverhalten ändern! Sofort und grundlegend! Konkret heißt das: Toilettenpapier, Hefte, Kopierpapier usw. nur noch aus Recyclingpapier mit dem „Blauen Engel“, keine Coffee to go - Becher, kein Einweggeschirr aus Pappe, weniger Papiertüten, weniger im Internet bestellen, unverpackte Lebensmittel kaufen, deutlich weniger Fleisch essen, öffentliche Verkehrsmittel nutzen und vieles mehr.

Selbsttest für Zuhause:
Wie hoch ist mein Baum-Gewicht?

  1. Räumen Sie (zumindest gedanklich) mal alles aus Ihrem Haus raus, was aus Holz besteht:
  2. Möbel, Parkett, Holzdecke, Dachbalken, Kinderspielzeug, Brennholz …
  3. Dann sortieren Sie alles nach „aus einheimischen Hölzern“ und aus „Tropenholz“.
  4. Und jetzt noch alles was aus Holz gemacht wird:
  5. Bücher, Tageszeitung, Ordner, Papiertaschentücher, Papiertüten, Kochlöffel, Grillkohle, Kartons, Servietten, Holzpellets … und das Klopapier nicht vergessen!

Das ist Ihr IST-Zustand. Und jetzt ran an die Holz-Pfunde und Bäume schützen!

Damit es leichter fällt haben wir eine Tabelle erstellt, die Ihnen das Baumfasten leichter macht. Wenn Sie weitere Ideen haben, melden Sie sich gerne bei uns!

( Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/papier-druckerzeugnisse#umweltbezogene-produkteigenschaften )

GEGENSTAND TIPPS ZUM EINSPAREN VON HOLZ
Briefumschläge
  • E-Mail schreiben
  • Onlineformulare ausfüllen statt Papierformulare senden
  • Briefumschläge aus Recyclingpapier mit dem „Blauen Engel“ nutzen
Bücher
  • Aus öffentlichen Bücherschränken
  • Aus der Bibliothek ausleihen
  • Gebraucht kaufen
  • Familie / Freunde fragen
  • eReader / Tablet verwenden
Essensverpackungen
  • Abholen und eigene Behälter mitbringen
  • Bei Unternehmen bestellen, die Mehrweg-Verpackung unterstützen (z.B. Recup)
  • Sich Zeit nehmen und vor Ort essen
Feuerholz
  • Auf das Notwendigste beschränken
  • Energiesparende Heizung einbauen (Wärmepumpe)
Flyer
  • „Bitte keine Werbung“- Aufkleber auf Briefkasten kleben
  • Online informieren
  • Nur Flyer mitnehmen, die einen wirklich interessieren

Geschenke

  • Langlebige Produkte verschenken
Geschenkpapier
  • Papierfrei verpacken (z.B. mit Tüchern)
  • Geschenkpapier aus Recyclingpapier mit dem „Blauen Engel“
  • Geschenkpapier falls möglich wiederverwenden
Holzbesteck
  • Eigenes Picknick-Besteck mitnehmen (z.B. Mepal)
Holzkleiderbügel
  • Hochwertiges, langlebiges Material kaufen
  • Auf Kennzeichnung achten: Kein Bügel aus Tropenholz kaufen (stattdessen zertifizierte Holzprodukte aus Deutschland und EU kaufen)
Holzkohle
  • Elektro- oder Gasgrill verwenden
Kalender
  • Digital nutzen
Kartons vom Versand
  • Weniger online bestellen
  • Kartons für eigenen Versand aufheben
Küchenpapier
  • Aus Recyclingpapier mit dem „Blauen Engel“
  • Alternative: Stoffhandtücher, Stoffservietten, Lappen
Möbel
  • Beim Möbelkauf auf Langlebigkeit und heimisches Holz aus FSC- oder NATURLAND-zertifizierten Wäldern achten
  • Reparieren statt wegwerfen
  • Kaufen Sie Möbel im Recyclingkaufhaus
  • Kaufen Sie keine Möbel aus Tropenholz
Notizblock
  • Im Handy speichern
  • Aus Recyclingpapier mit dem „Blauen Engel“
  • Spiralblöcke aus einseitig bedruckten Fehldrucken verwenden (zB. https://2nd-page.de/)
Papierhandtücher
  • Handtücher aus Stoff verwenden
  • Papierhandtücher aus Recyclinpapier mit dem „Blauen Engel“
  • Ein Blatt reicht nach dem Händewaschen
Pappbecher
  • Eigenen Thermobecher verwenden
  • Mehrweg-ToGo nutzen
  • Getränk im Café oder Restaurant genießen und dabei kurz etwas entschleunigen
Parkett
  • Kein Parkett aus Tropenholz kaufen
  • Stattdessen: FSC-Deutschland oder NATURLAND-zertifizierte Produkte kaufen
  • Hochwertiges, langlebiges Material kaufen
Plakate
  • Weniger, aber an prägnanten Punkten aufhängen
Schreibpapier
  • Nur Recyclingpapier mit dem „Blauen Engel“ verwenden
  • Digital mitschreiben und nur ausdrucken, wenn unbedingt notwendig
  • Immer beidseitig beschriften
  • Einseitig bedruckte Blätter wie alte Dokumente oder Fehldrucke als Schmierpapier verwenden
Servietten
  • Stoffservierten als Alternative
  • Papierservietten aus Recyclingpapier
Stifte
  • FSC- oder PEFC-zertifiziertes Holz
  • Alternativen: Bambus/Korkstifte
Taschentücher
  • Aus Recyclingpapier mit dem „Blauen Engel“
  • Alternative: Stofftaschentücher
Tickets
  • Digitales Wallet benutzen (alles im Überblick)
  • Als PDF auf Handy abspeichern
  • App runterladen und in App speichern
Toilettenpapier
  • Aus Recyclingpapier mit dem „Blauen Engel“
Tüten aus Papier
  • Eigene Tragetasche mitnehmen
  • Unbedingt mehrmals benutzen, damit diese umweltfreundlicher sind als Plastiktüten
Verpackungen von Gegenständen
  • Auf Produkte ohne Umverpackung umsteigen (z.B. Zahnpasta)
  • Für Obst und Gemüse eigene Tüten mitbringen
  • Stoffbeutel für Brot und Brötchen
Visitenkarten
  • Aus Recyclingpapier
Wanderkarten
  • Apps verwenden (Viele Vorteile, Route Online planen, navigieren lassen, Änderungen schnell vornehmen, einfach Handhabung)
Zeitung/ Zeitschrift/ Broschüre
  • Mit Familie/ Freunden teilen
  • Online-Abos nutzen und verschenken
  • Aufkleber „Keine Werbung auf den Briefkasten kleben

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