100 Prozent Baumwolle?
Eine Bluse aus 100 Prozent Baumwolle, die sich nicht heiß bügeln lässt und beim Tragen so wenig Schweiß aufsaugt wie Kunstfasern? Da stimmt doch etwas nicht! Richtig:
100% Naturfaser heißt oft nicht, dass nur Naturfaser verarbeitet wurde:
Um Naturfasern, wie Baumwolle, Wolle oder Seide verarbeiten und optimal nutzen zu können ist viel „Zauberei“ im Spiel
- Chemikalien, Farbstoffe und Weichmacher
Vielleicht haben Sie schon einmal von Appreturen gehört. Zusätze und Spezialbehandlungen, die den zu verarbeitenden Fasern bestimmte Eigenschaften verleihen. Je nach Zusatz werden die Fasern dadurch strapazierfähiger, durch eine teflonähnliche Beschichtung schmutz- oder wasserabweisender, antimikrobiell (durch aufgetragenes Antibiotika) oder sie erleichtern die Verarbeitung und Pflege und erhöhen den Tragekomfort der daraus hergestellten Kleidungsstücke.
Ein weitere offensichtlicherer Bestandteil an künstlichen und chemischen Anteilen in der Kleidung sind eingenähte Etikette,Stickereien und Fäden mit denen die Einzelteile zum fertigen Endprodukt zusammengenäht werden. Diese sind oft aus Polyester, das strapazierfähiger ist als Naturgarn und sich deshalb für solche Zwecke besonders gut eignet.
Das ist problematisch, denn sobald Polyester oder Elasthan verwendet werden, mindern sie die Recyclingfähigkeit des Kleidungsstückes, beziehungsweise machen eine gleichwerte Wiederverwertung gänzlich unmöglich. Generell ist es so, Dinge die aus mehreren, in irgendeiner Weise zusammen verarbeiteten Materialien hergestellt werden, können kaum mehr recycelt werden.
Was Sie tun können:
- Ein paar Labels gehen schon auf die Herstellung von Kleidung aus wirklich 100% Naturfasern.
Schauen Sie doch einmal vorbei, zum Beispiel bei „Deriadeh“ oder „Theslowlabel“
Kleidung: Gesund für Sie
Kleider machen Leute! ... manchmal aber auch krank.
Neben der großen Umweltbelastung durch den Einsatz von Chemikalien, um den billigen, schnelllebigen Modeteilen einen hochwertigen Auftritt zu verpassen, tritt ein weiteres nicht zu verachtendes Problem auf.
Häufig tragen Nutzer die Kleidung schon vor dem ersten Waschen. Die Teile kommen dadurch häufig direkt mit der Haut in Kontakt. Kontaktallergien, Hautprobleme und sogar schleichend krankmachende Prozesse im Körper können die schwerwiegende Folge sein.
Man neigt dazu, der trügerischen Formulierung „aus 100% … (Naturmaterialien)“ den Glauben zu schenken, dass man sich selbst und der Umwelt Gutes tut. Leider aktuell größtenteils noch ein Trugschluss. Je öfter Sie sich neue Kleidung kaufen, desto öfter werden Sie und ihr Körper mit den chemischen Bestandteilen konfrontiert und automatisch belastet und zwar auch bei Kleidung aus Naturmaterial.
Für Umwelt- und Gesundheitsbewusste deshalb einige Tipps:
- Kleidung vor dem Tragen auf der Haut unbedingt waschen, um die Chemikalienmenge zu minimieren und Reaktionen auf der Haut zu vermindern oder ganz zu vermeiden
- Achten Sie beim Einkauf von Kleidung auf die Kennzeichnung mit dem IVN Best-Label oder dem GOTS-Standard. Ausführliche Informationen zu den Labeln finden Sie hier.
- Kaufen Sie bei Labels, die auf Chemie bei der Verarbeitung verzichten und auf Bio-Rohstoffe setzen
Kleidung: Gesund für die Bauern
Der Großteil der heutigen Mode besteht aus Baumwolle. Betrachtet man die weltweiten Anbauflächen, so wachsen auf 2021 fast 80% der weltweiten Baumwollflächen gentechnisch veränderte Baumwollpflanzen. Diese Neuzüchtungen sind resistent gegen Insekten und teilweise auch gegen die beim intensiven Baumwollanbau eingesetzten Herbizide. Der weltweit am häufigsten eingesetzte Herbizid-Wirkstoff „Glyphosat“ steht unter dem Verdacht, krebserregend zu sein. Durch den Kauf konventioneller Baumwollkleidung unterstützt man den Einsatz dieser gesundheitsschädigenden Substanzen und den Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen. Der konventionelle Baumwollanbau wird meist mit intensiver künstlicher Bewässerung betrieben, mit erheblichen Umweltauswirkungen auf die gesamte Region.
Diesen für Umwelt und Gesundheit der Baumwollbauern schädlichen Praktiken kann man Einhalt gebieten, indem man beim Kleiderkauf auf die Kennzeichnung mit Labeln achtet, die den Anbau der Baumwolle regeln, z.B. IVN Best oder dem GOTS-Label. Ausführliche Informationen zu den Labeln finden Sie hier.
Auch bei Bio-Baumwolle wird auf den Einsatz von Chemikalien und anderen Stoffen zur Vernichtung von z.B. Insekten oder Unkraut verwendet. Das Unkraut auf den Baumwollfeldern wird per Hand oder mechanisch gejätet. Der höhere Preis, den sie für das Bio-Naturprodukt bezahlen müssen ist also gerechtfertigt.
Eine weitere Alternative ist Kleidung aus Hanf, Wolle oder Leinen. Hanf beispielsweise verfügt über eine wesentlich bessere Umweltbilanz als Baumwolle, weil er weniger gedüngt und nicht mit Pestiziden behandelt werden muss.
Gesunde Kleidung zum günstigen Preis
Die Produktion neuer Kleidung verursacht vielfältige negative Umweltwirkungen; Wasser, Ressourcen und Energie werden ausgebeutet und auch die sozialen Bedingungen, unter denen Kleidung hergestellt wird, sind oft katastrophal. Diesem Dilemma kann man entgehen, wenn man statt neuer Kleidung Second-Hand Klamotten kauft. Hierdurch vermeidet man die negativen Umweltauswirkungen und Abfälle.
Noch einfacher funktioniert das Ganze auf der Kleidertauschparty der BUNDjugend Heidelberg, bei der man - wie der Name schon sagt - mit gutem Gewissen nach Herzenslust Klamotten tauschen kann. Schauen Sie doch einfach auf der Facebook-Seite „Kleidertauschparty Heidelberg“ vorbei und erfahren Sie, wo aktuell überall Kleidertauschpartys in der Heidelberger Umgebung stattfinden.
ToxFox – Der Kosmetikcheck spürt hormonell wirksame Stoffe auf
Was haben rund ein Drittel der Pflege- und Kosmetikprodukte auf dem deutschen Markt gemeinsam? Sie enthalten hormonell wirksame Chemikalien, die unsere körpereigenen Hormone imitieren oder blockieren können. Eine Besonderheit vieler hormonell wirksamer Chemikalien ist, dass sie - so wie echte Hormone – bereits in sehr kleinen Konzentrationen ihre Wirkung entfalten. So kann es beispielsweise zu hormonellen Störungen und damit verbundenen Krankheiten kommen!
Das ist das Ergebnis einer BUND-Studie aus 2013 und 2014 in der über 60.000 Produkte ausgewertet wurden. Die Körperpflegemittel enthielten 15 verschiedene Chemikalien, die wie Hormone wirken. Und diese Studie ist 2021 noch immer aktuell. Die Zahlen haben sich kaum verändert.Diese Stoffe dienen vor allem als Konservierungsmittel und UV-Filter. Und das nicht nur in Sonnencreme – die Palette belasteter Produkte reicht von Duschgel, Rasierschaum, Haargel und Lippenstift über Handcremes und Bodylotions bis zu Zahnpasta.
Erschreckend: Bei den Marktführern Beiersdorf (Nivea) und L'Oréal enthält fast jedes zweite Produkt hormonell wirksame Stoffe. Dagegen kommt Naturkosmetik in der Regel ganz ohne diese bedenklichen Chemikalien aus.
Um VerbraucherInnen die Wahl von Produkten ohne hormonell wirksame Chemikalien zu erleichtern, hat der BUND den ToxFox entwickelt. Mit der kostenlosen ToxFox-App, sowohl für Android als auch für IOS, lässt sich sekundenschnell mit nur einem Klick erkennen, ob ein Kosmetikprodukt diese Stoffe enthält.
Einfach mit der Kamera den Barcode auf der Produktpackung scannen und schon erhalten Sie die Auskunft.
Alternativ können Produkte nach Kategorien sortiert angezeigt oder über die Stichwortsuche gefunden werden. Falls keine Angaben verfügbar sind, kann direkt in der App eine Anfrage an den Hersteller, mit Wunsch auf Auskunft über Besorgnis erregende Stoffe versendet werden. Hier kann die App direkt und sicher auf der Seite des BUND heruntergeladen werden:
Naturkosmetik und Körperpflege
Naturkosmetik liegt im Trend. Immer mehr Menschen wollen umweltverträglich und gesünder leben und vermeiden bewusst Produkte, die möglicherweise Schadstoffe enthalten könnten. Im Gegensatz zu Bio-Lebensmitteln ist der Begriff "Naturkosmetik" aber nicht geschützt. Manchen Herstellern reichen schon ein paar Tropfen Pflanzenöl, um ihr Produkt als "Naturkosmetik" anzupreisen. Deshalb sollte man beim Kauf vorsichtig sein. Es gibt einige Gütesiegel, die beim Einkauf Orientierungshilfen liefern. Eine Übersicht über die gängigen Siegel und ihre Bedeutung finden Sie unter:
http://www.label-online.de/ Neben den offiziellen Siegeln gibt es noch eine Reihe von Herstellern, die ihre eigenen firmeninternen Richtlinien verwenden, obwohl diese oft nicht so streng sind wie die offiziellen Gütesiegel. Schauen Sie auf die Website von Firmen und prüfen Sie, welche Richtlinien sie einhalten.