2006: Die Erde unter Strom

Ein Jugendkunstwettbewerb

Zusammenfassung

Am Tag der erneuerbaren Energien 2006 zeigten fünf Jugendgruppen im Spiegelsaal des Prinz Carl, was ihnen beim Thema Energie, erneuerbare Energien und dem 20. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl einfällt. Im Rahmen des vom BUND veranstalteten Jugendkunstprojektes "Die Erde unter Strom" setzten sie mit beeindruckenden Darbietungen das Thema in Szene.

Die Tanz-AG des Elisabeth-von-Thadden-Gymnasiums präsentierte "Grün versus Grau - im nimmermüden Tanz um das Los unserer Erde". Mit professioneller Choreografie tanzten die jungen Tänzerinnen ausdrucksvoll und beeindruckten sichtlich das Publikum. Ihr mehrteiliger Tanz griff den Konflikt zwischen Umweltbewusstsein und Umweltzerstörung auf - von bunten und grauen Tänzerinnen dargestellt. Ein fortwährendes Hin und Her, gleichsam ein Tauziehen um das Los der Erde, das - so die fast illusionslose Aussage des Tanzes - keine der beiden Seiten gewinnen kann.

Der Zirkus Konfetti der Blumhardgemeinde in Kirchheim begeisterte mit akrobatischen Standbildern. Bildern zu erneuerbaren Energien, zum Gleichgewicht unserer Erde und zu den Risiken, die in jeder Energienutzung, auch in erneuerbaren Energien stecken. Sie zeigten Flüsse, die für Wasserkraft gestaut werden aber lebendig bleiben sollen, Wälder, die für Biomasse abgeholzt werden aber nicht verschwinden dürfen und Vögel, die in ihrem Zug durch Windkraft nicht behindert werden dürfen.

Fünf Freunde des "Globus-Teams" aus dem Bunsengymnasium stellten ihre Ideen zum Tag der Erneuerbaren Energien auf einer Erde mit gut einem Meter Durchmesser dar. Lichter auf der Erde zeigten auf, wo am meisten Energie verbraucht wird. Ein Modell von Tschernobyl ließen sie explodieren, und die Lichter der Welt gingen aus. Erst mit Hilfe der erneuerbaren Energien, symbolisiert durch ein Windrad, das sich zu drehen beginnt, gingen die Lichter wieder an.

Humoristisch griff die Gruppe Fulgente von der Ökologischen Forschungsstation im Haus der Jugend das Thema in dem Kurzfilm "Keine Alternative?!" auf. Eine junge Frau schafft es nicht ihre Handys, Laptops und andere Energiefresser auszustellen. Sie ist stromabhängig und deshalb auch in Therapie. Mit der Therapeutin gemeinsam macht sie sich auf den Weg ihre Lebensziele zu finden und ihre Sucht zu überwinden.

Sonnenkraft für Jung und Alt, so heißt das Projekt der "Umweltadler" des Raphael-Gymnasiums. Die Schüler der 5. - 8. Klasse renovieren einen Solarbrunnen im Neuenheimer Pflegeheim St. Hedwig und kommen dabei ins Gespräch mit den dort lebenden alten Menschen. Die Begegnungen von Jung und Alt, die unterschiedlichen Auffassungen zum Thema Energie und die Wünsche, die mit dem Solarbrunnenprojekt verbunden sind, hielten sie auf Video fest. Der Brunnen wird in den nächsten Monaten fertig gestellt.

Die Jury hatte es am Ende schwer einen Sieger des Wettbewerbs auszumachen. Zu unterschiedlich waren die einzelnen Darbietungen, zu verschieden auch das Alter der Beteiligten. Sie entschieden sich das Preisgeld unter den fünf Gruppen aufzuteilen und alle Gruppen in gleichem Maße in ihrer Arbeit zu würdigen. Die Heidelberger Künstlergruppe 79 e.V. stiftete einen Sonderpreis für die "Umweltgeier" der Albert-Schweizer-Schule, die das Rahmenprogramm phantasievoll gestalteten. Im Foyer und auf der Bühne präsentierten E-Teams der Heidelberger Schulen ihre Arbeiten.

Die gut besuchte Veranstaltung des BUND Heidelberg wurde gefördert durch die Aktion Mensch, die Stadt Heidelberg, die Deutsche Umwelthilfe und den Stadtjugendring Heidelberg.

Detaillierte Infos zu den Projekten

Anstoß: Zwanzigster Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tchernobyl

Seit nunmehr 30 Jahren engagiert sich der BUND Heidelberg für den Umwelt- und Naturschutz. Unter den ökologischen Fragen ist Energie inzwischen zu einem der wichtigsten Themen avanciert. Der 20. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (26. April 1986) gab den Anstoß, im Rahmen des Tages der erneuerbaren Energien (29. April 2006) das Jugendprojekt „Die Erde unter Strom” zu initiieren. Es sollte jungen Menschen Raum für eine etwas andere, nämlich künstlerische, Beschäftigung mit Energiefragen geben, dadurch neue Blickwinkel auf unsere Welt schaffen und uns alle zu neuen Gedanken und Ideen anregen.

Eingeladen waren Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren. Fünf Gruppen meldeten sich an, die von dem Wettbewerb über ihre Schule, die Kirchengemeinde oder eine städtische Jugendeinrichtung gehört hatten:​​​​

2006, zwanzig Jahre nach dem Supergau von Tschernobyl, ist bei vielen Menschen die Erinnerung an diesen Tag immer noch lebendig. Die jungen Künstler haben ihn allerdings nicht selbst erlebt, sondern kennen die Katastrophe, wenn überhaupt, nur aus Erzählungen. Umso spannender ist, mit welchen künstlerischen Mitteln sie dieses Thema aufgreifen. Mehrere Monate wurde geplant, diskutiert, gebastelt und geprobt – bis zur Präsentation am Tag der erneuerbaren Energien im Spiegelsaal des Prinz Carl in Heidelberg.

Projektentwickler und -betreuer sind Stephan Pucher, Birgit Mack, Bärbel Rozitalab und Dominik Jessing. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Beate Weber und wird von der „Aktion Mensch”, der Deutschen Umwelthilfe, dem Stadtjugendring Heidelberg, den Stadtwerken Heidelberg und der Stadt Heidelberg unterstützt.

 

Kinder- und Jugendzirkus Konfetti der Blumhardtgemeinde

Voller Energie – Chancen und Risiken der Energienutzung

Der Zirkus Konfetti, ein Angebot der kirchlichen Jugendarbeit, besteht seit September 2003. 2006 setzt die Gruppe sich aus 21 Kindern und Jugendlichen zwischen 8 und 18 Jahren zusammen. Gemeinsam sollen die jungen Artisten eigene Talente ausloten, sie aufgreifen und weiter entfalten und auf spielerische Weise zum Spaß an der Präsentation ihres Könnens finden. Einstudiert wird ein klassisches Zirkusrepertoire aus Jonglieren, Einradfahren, Akrobatik, Diabolo, Drahtseillauf und vielem mehr. Die pädagogische Devise lautet: sich ausprobieren, Gemeinschaft erfahren, geduldig üben – bis zum wohlverdienten Publikumserfolg!

Jede Zirkusprobe beginnt mit einem „Impuls“, einem Thema, das den Kindern auf den Nägeln brennt, oder einer allgemeinen Frage christlich-ethischer Natur. Als ein solcher Impuls erwies sich im letzten Herbst das Jugendkunstprojekt des BUND anlässlich des 20. Jahrestags der Tschernobyl-Katastrophe. Die Idee, die Chancen und Risiken unterschiedlicher Energieformen künstlerisch zu bearbeiten und darzustellen, sprach die Zirkustruppe spontan an.

Zirkus ist Leichtigkeit und Lebensfreude. Doch Konfetti möchte nicht einfach unterhalten, sondern nachdenklich machen. Tiere sterben aus, Unwetter nehmen zu, der Meeresspiegel steigt und Sonne heißt nicht mehr nur Leben, sondern auch gefährliche UV-Strahlung. Diese und andere Sorgen bringen die Kinder während ihrer Zirkusvorstellung zum Ausdruck. Doch dabei bleibt es nicht, vielmehr bietet das Projekt konkrete Vorstellungen an, wie man die Missstände beheben könnte. Mit ihrer Zirkusarbeit möchten die Jugendlichen die Erwachsenen erreichen und aufrütteln, damit diese angesichts sich häufender Wetterkatastrophen nicht länger resigniert mit den Schultern zucken, sondern endlich handeln.
Die unmissverständliche Botschaft von Konfetti lautet: Jeder und jede kann etwas tun – VOLLER ENERGIE!

Jazztanz-AG der Elisabeth-von-Thadden-Schule

Grün versus Grau im nimmermüden Tanz um das Los unserer Erde

Die Jazztanz-AG am Thadden-Gymnasium Heidelberg-Wieblingen besteht seit 2002. Geleitet wird die Gruppe aus 20 Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren von der Tanzpädagogin Heinke Burkhard. Die Schülerinnen finden sich einmal pro Woche zu einer anderthalbstündigen Probe in der Turnhalle der Schule zusammen. Von Jazz bis zu Modern mit klassischen Ballettelementen: Das experimentierfreudige Ensemble studiert Tänze jeglichen Genres ein und lässt sich dabei von unterschiedlichsten Musikvorlagen inspirieren.

Entsprechend begeistert waren die Mädchen dank dieser offenen Haltung, als sie vom Jugendkunstprojekt des BUND-Heidelberg „Die Erde unter Strom” anlässlich des 20. Jahrestags der Tschernobyl-Katastrophe erfuhren. Die Themen Natur, Umwelt und Energie bieten sich beileibe nicht von vornherein als tanzbarer Stoff an, umso faszinierter waren Truppe und Leiterin von der Herausforderung, die die Teilnahme an einem solchen Projekt bedeuten würde.

Seit Mitte November 2005, noch vor offiziellem Beginn des Projekts, proben die Mädchen neben ihrer regulären Stunde auch in Wochenendproben. Der mehrteilige Tanz greift den Konflikt zwischen Umweltbewusstsein und Umweltzerstörung auf – von grünen und grauen Tänzerinnen dargestellt. Ein fortwährendes Hin und Her, gleichsam ein Tauziehen um das Los der Erde, das – so die fast illusionslose Aussage des Tanzes – keine der beiden Seiten gewinnen kann. Vielmehr wird klar: Alle sitzen im selben Boot, und letztlich schaden sich die Grauen mit ihrer Umweltzerstörung selbst. Was die jungen Tänzerinnen zeigen, schafft Raum zum Nachdenken und die Hoffnung darauf, dass schlussendlich doch die Grünen das Los unseres Planeten bestimmen werden.

Gruppe „Mädchen und Umwelt“ vom Haus der Jugend

Kurzfilm „Keine Alternative !?!“

Seit vielen Jahren ist die Gruppe „Mädchen und Umwelt” ein fester Bestandteil der ökologischen Forschungsstation für Kinder, einer Einrichtung der Kinder- und Jugendförderung der Stadt Heidelberg. Gemeinsam mit Corinna Götz, der Leiterin der ökologischen Forschungsstation, treffen die Mädchen sich jeden Freitagnachmittag in einem kleinen Häuschen auf dem HdJ-Gelände und setzen sich auf vielerlei Arten mit ökologischen Themen auseinander: Exkursionen, Internetrecherchen, Theaterspielen, das Herstellen von Naturkosmetik oder – ein besonderes Highlight – die zweijährliche Fahrradtour zur Vorbereitung des Kinder-Umweltkongresses, bei dem die Mädchen als Co-Leiterinnen mitwirken.

Keine Frage, dass der Jugendkunstwettbewerb des BUND anlässlich des 20. Jahrestags der Tschernobyl-Katastrophe hier auf fruchtbaren Boden fiel. Die Mädchen wählten den Film als Darstellungsform ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema Energie. Drehbuch, Bühnenbild, Kostüme, Dramaturgie, Schauspiel, Kamera, Schnitt: Das Video ist von A bis Z das Werk der jungen Künstlerinnen.

Der Zugang der Mädchen zum Thema „Energieversorgung der Zukunft” ist ein sehr persönlicher. Der Film zeigt auf, dass jeder einzelne Verantwortung und Chance gleichermaßen hat, seine Zukunft mitzubestimmen. Erzählt wird die Geschichte der jungen Melanie, die sich aufgrund starker Ängste vor Atomkriegen und
-unfällen zu einer Therapie entschließt. Melanie fühlt sich „stromabhängig”, ihr gesamter Alltag hängt am Stromnetz. Umgeben von Handys, Laptops, Computern und Fernsehern fristet sie ihr einsames Leben. Kann sie selbst etwas ändern? Gemeinsam mit ihrer Therapeutin sucht sie einen Weg in ihre Stromunabhängigkeit.

Der Film zeigt zwei Zukunftsszenarien und schließlich den Weg, für den sich Melanie entscheidet.

 

Globus-Team (Schüler der 8a des Bunsengymnasiums)

Die ganze Welt ist Energie

Unser Planet, bei Nacht per Satellit beobachtet, ist ein faszinierender Anblick: strahlend hell Europa, auch Teile Nordamerikas und Asiens, mit Megastädten und Ballungsräumen – tiefschwarz hingegen der weitaus größte Teil unseres Globus. Kaum etwas führt uns den weltweit ungleichen Energieverbrauch eindringlicher vor Augen als dieses Bild. Unsere gesamte Welt dreht sich um Energie. Wie aber kann man das verdeutlichen? Am besten mit einer Darstellung des Globus!

Zu diesem Schluss kamen fünf Schüler der 8a des Bunsengymnasiums , die sich Mitte November 2005 anlässlich des BUND-Jugendkunstprojekts „Die Erde unter Strom“ zum 20. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe auf privater Ebene als Globus-Team zusammentaten, um sich dem komplexen Thema Energie aus dem Blickwinkel von Atomkraftrisiko und Energiealternative zu nähern. Seit Mitte Januar setzen die Jungen ihre Idee um und treffen sich mindestens einmal pro Woche in einer Garage in Schlierbach zum Planen und Werken an ihrer Skulptur.

Die Basis ist ein mit zehn Lagen Pappmaché ummantelter Luftballon von 1,20 m Durchmesser. Zusätzliche Stabilität verleiht ihm eine holzleimgetränkte Textilschicht. Mehr als 60 Dioden sind auf dem Globus verteilt; ihre Größe und Farbe informieren über den Energieverbrauch. Die benötigte Zahl der Widerstände – insgesamt 30 Stück – errechnete das Team am Computer. Über 150 Lötstellen verbinden die gesamte Elektronik, die über mehrere Transformatoren gesteuert wird – eine wahre Tüftelarbeit! Die abschließende Deckschicht ist mit Acryllack bemalt. Ein Modell des Unglücksreaktors von Tschernobyl sowie ein Windrad und eine Solarzelle fügen der Aussage zur ungleichen Verteilung des Energieverbrauchs eine weitere Botschaft hinzu: Atomenergie birgt große Risiken – und Alternativen in Form erneuerbarer Energien gibt es längst!

AG „Die Umweltadler“ des St.-Raphael-Gymnasiums

Sonnenkraft für Jung und Alt

Das St. Raphael-Gymnasium in Heidelberg ist eine Schule in freier Trägerschaft der Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg. Als wichtigen Bestandteil ihres Bildungs- und Erziehungsauftrags sieht die Stiftung die Bewahrung der Schöpfung an. Die AG „Umweltadler” besteht seit Mai 2004 unter der Leitung des Englisch- und Geographielehrers Johannes Schmid und war schon beim letztjährigen Tag der erneuerbaren Energien dabei, denn Energie war neben dem Thema Natur von Anfang an ein Arbeitsschwerpunkt der AG. Zur Zeit begleiten die Umweltadler ihre Schule bei einem 50:50-Energiesparprojekt. Mit „Sonnenkraft für Jung und Alt” beteiligen sich unter Leitung der Physiklehrerin Dr. Eva Oettinger Schüler der 5.-8. Klasse am Jugendkunstwettbewerb des BUND.

„Sonnenkraft für Jung und Alt” verbindet das Thema erneuerbare Energien mit sozialem Engagement. Auf dem Außengelände des Neuenheimer Pflegeheims St. Hedwig gibt es einen Brunnen, der mit einer Solarpumpe betrieben wird, jedoch bisher insgesamt nie zufriedenstellend funktionierte. Gewünscht war eine höhere Fontäne, und dass der Brunnen auch spätnachmittags und an trüben Tagen läuft. Eine echte Herausforderung für die Schüler der AG! Sie mussten sich in die Grundlagen der Solartechnik einarbeiten, die Anlage in ihrem Jetzt-Zustand untersuchen und diverse Ideen auf technische und finanzielle Machbarkeit prüfen. Auch soll die neue Anlage interaktiv gestaltet werden: Sie soll dem Betrachter nicht nur den Einfluss der schwankenden Sonneneinstrahlung auf die Wassersäule zeigen, sondern auch im Rahmen des technisch Möglichen Raum für das eigene Experimentieren mit dem Solarmodul bieten. Dadurch sollen Pflegeheimbewohner und Besucher, vor allem Jugendliche, zur praktischen Beschäftigung mit dem Thema Solarenergie angeregt werden. Das Projekt eröffnet den Schülern auch die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit den älteren Menschen, die im Pflegeheim wohnen.