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Umfrage zu Erfahrungen mit ToGo-Mehrweg in der Heidelberger Gastronomie

Durchgeführt von der BUNDjugend Heidelberg im Winter 2021/2022

Die Umfrage der BUNDjugend

Ziel der Umfrage

Diese Umfrage ist im Rahmen eines Projektes der BUNDjugend Heidelberg im Winter 2021/22 entstanden. Sie hat nicht die Voraussetzungen, Methodik und Anspruch einer repräsentativen wissenschaftlichen Umfrage, sondern ist eher eine Feldbefragung.

Uns interessierten folgende Fragen:

  • Funktionieren Mehrweg-Verpackungen im gastronomischen Alltag, und werden sie von der To-Go-Kundschaft tatsächlich akzeptiert?
  • Welche Chancen und Probleme gibt es für Betriebe und Kunden?
  • Kann eine Verpackungssteuer wie in Tübingen, die eine solche als erste Stadt Deutschlands 2022 eingeführt hat, das Verpackungsmüll-Problem im ToGo-Bereich lösen?

Wer nahm an der Umfrage teil?

Neben Heidelberger Gastronomen haben wir zum Vergleich auch Betriebe aus Städten befragt, die bei der Einführung von Mehrwegverpackungssystemen schon mit einem stark ausgearbeiteten Konzept und einem Subventionspaket ihrer Stadt unterstützt werden. Neben der Nutzung von Mehrweg-Bechern haben wir in unserer Umfrage auch nach der von Bowls/Essensbehältern gefragt.

An unserer Umfrage teilgenommen haben:

  • 10 Betriebe aus Heidelberg
  • 18 Betriebe aus Tübingen
  • 4 Betriebe aus Bad Nauheim.

In Heidelberg und Tübingen wurde im Rahmen der Kampagnen #andersbechern (Heidelberg seit 2018) und „besser bechern“ (Tübingen, seit Dezember 2018) nach gemeinsamen Abwägungen mit den Betrieben und Innungen jeweils die Mehrwegbecher der Firma ReCup bevorzugt ausgewählt und unterstützt. In Bad Nauheim wird hingegen vor allem das Mehrwegsystem Vytal durch die Stadt gefördert.

Ergebnisse der Umfrage

Tabellarische Übersicht der Antworten der Teilnehmer:

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Zusammenfassung: das Wichtigste in Kürze

Funktionieren Mehrweg-Verpackungen im gastronomischen Alltag?

Die beiden Mehrwegsysteme der Marken Vytal und ReCup/ReBowl sind beide meist problemlos in der Einführung. Außerdem gibt es viele Gründe Mehrwegverpackungen einzuführen, neben Umwelt und Nachhaltigkeitsaspekten wurden Punkte, wie Neukundengewinnung, positives Feedback der Kunden und sogar Kosteneinsparungen genannt. Aus den Antworten der Gastronomen zu schlussfolgern, gibt es nicht das eine perfekte System für alle. Einführung und Handling sind, wie bei jedem Eingriff in den ursprünglichen Betriebsablauf, erst einmal mit mehr oder weniger zusätzlichem Aufwand verbunden. Trotzdem ist die Resonanz zu den Systemen in den meist deutlich positiv und die Weiterempfehlungsquote sehr hoch. Wichtig ist für einen Betrieb, herauszufinden, welches System mit welchem Kostenmodell (mit Systemgebühr oder ohne; mit Pfandhandling oder ohne) am besten zum ihm passt. Außerdem gibt es auch im Handling, Design und der Auswahl an Behältern Unterschiede, über die man sich je nach Präferenzen des Betriebs, informieren sollte.

Werden Mehrweg-Alternativen von der ToGo-Kundschaft tatsächlich akzeptiert?

Noch nicht alle Kundengruppen sind für die Nutzung von Mehrwegverpackungen sensibilisiert. Damit sie mitmachen, fehlt zum Teil schlicht die Aufklärung über Existenz und Vorteile. Deshalb sollten Betriebe, die sich für ein Mehrwegsystem entscheiden (ab 2023 für die meisten Betriebe verpflichtend) unbedingt den Kundenkontakt suchen. Vor allem der sichtbare Aufbau der Mehrwegalternativen und die direkte Ansprache können helfen, die Akzeptanz gegenüber den Systemen zu erhöhen. Das ist wichtig, denn, je höher die Ausgabemenge, desto rentabler sind die Systeme für die Betriebe. Um alle Kunden zu überzeugen, sollte sogar erwogen werden, Einwegprodukte nach einer Einführungsphase komplett aus dem Sortiment zu nehmen. Viele Betriebe berichten positiv von dem Schritt, den Kunden keine Wahlmöglichkeit mehr zu lassen. Ein Betrieb schreibt: „Wir haben null Kunden, die wieder gehen weil wir nur Recup haben.

Kann eine Verpackungssteuer wie in Tübingen das Verpackungsmüll-Problem im ToGo-Bereich lösen?

Nur ein breites und stabiles Netz an Mehrweganbietern gewährleistet eine einfache und bequeme Nutzung der Systeme für den Kunde und damit eine höhere Rückgabefrequenz der Verpackungen. Dazu müssen möglichst viele Gastronomen teilnehmen. Die Verpackungssteuer könnte eine Lösung sein. In Tübingen haben sich viele Gastronomen im Jahr 2021 (dem Jahr vor der Einführung der Verpackungssteuer) für ein Mehrwegsystem angemeldet. Außerdem haben die Gastronomen dort nun einen höheren Anreiz, mehr Kunden zur Nutzung von Mehrwegverpackungen zu überzeugen. Dies macht sich an dem Erscheinungsbild der Stadt deutlich bemerkbar. Sauberere Straßen und weniger überquellende Mülleimer, so lautet das Fazit nach nur einem Monat.

Hier nun die Ergebnisse im Einzelnen:

Wie bewerten Betriebe die Einführung und Verwendung von Mehrwegsystemen?

Die Einführung der beiden Systeme, sowohl bei Vytal, als auch bei ReCup/ ReBowl ging laut den Aussagen der Betriebe in Tübingen, Bad Nauheim aber auch in Heidelberg fast ausnahmslos „problemlos“ und „völlig easy“. Auch die Ansprechpartner werden als „sehr zuvorkommend“ und „professionell“ bezeichnet und bei Fragen sei der Support von ReCup super. 3 Antworten (Heidelberger Betriebe) geben keinen Aufschluss über die Handhabung bei der Einführung der Systeme. 1 Stimme aus Heidelberg findet es sei nur Mehraufwand entstanden. Der Rest ist von der leichten Einführung überzeugt.

Auch positive Veränderungen gab es viele. Fast ausschließlich konnten die Gastronomen ihr Mehrwegsystem weiterempfehlen. Als Gründe dafür wurden mehr Nachhaltigkeit, wesentlich weniger Müll, viel positives Feedback der Kunden, Neukundenwerbung, Imageverbesserung, einfache Handhabung, die Sensibilisierung der Kunden für ein nachhaltiges Verhalten und sogar Kosteneinsparungen genannt. Insgesamt gab es in der Rubrik „Positive Veränderungen/ Weiterempfehlung“ nur eine Enthaltung. Zwei Betriebe stehen den Mehrwegsystemen eher ablehnend gegenüber und konnten keine positiven Aspekte nennen. Als Gründe gegen eine Weiterempfehlung, nannte ein Café die Gebühr und das Handling von ReCup/ ReBowl als extra Belastung und ein Restaurant, das nebenbei einen Lieferdienst betreibt, die Bequemlichkeit der Kunden, die lieber die einfache Einwegalternative dem, für Kunden aufwändigeren, Mehrwegsystem vorziehen.

Neben den vielen Vorteilen die genannt wurden, gab es auch einige Anmerkungen zu Schwachstellen der einzelnen Systeme (Vytal und ReCup), aber auch den Mehrwegsystemen im Allgemeinen, die bei der Nutzung und Handhabung aufgefallen sind. Was man daraus erkennen kann ist, dass verschiedene Mehrwegsystem für unterschiedliche Betriebe geeignet sind. Das eine System deckt die Wünsche des einen Betriebes zum Teil besser ab als das Andere. Dafür kann ein anderes System bei den Bedürfnissen eines zweiten Betriebes besser punkten.

Außerdem gibt es seitens der Anbieter noch die ein oder andere Verbesserungsmöglichkeit.

Welche Erfahrungen machen die Betriebe beim Einsatz der Mehrwegsysteme?

Gebühren und Pfand:

Ein Geschäft, das an unserer Umfrage teilgenommen hat schreibt, dass Mehrwegsysteme für die das Hinterlegen von Pfand nötig ist nicht gut für den Verkauf von Produkten geeignet sind, die einen niedrigen Preis haben. Manche Kunden sind teilweise nicht bereit, für ein Eis zusätzlich z.B. 5 Euro Pfand für den Becher zu zahlen. Für diese Geschäfte, die das betrifft, wäre abzuwägen ob es sinnvoll ist einen Anbieter ohne Pfandhandling zu wählen. Außerdem wird zum Thema Pfand genannt, dass für manche Konzepte ein Pfandhandling durch das Einkalkulieren und Hinterlegen in den Kassen mit Mehraufwand und höherer Belastung verbunden ist.

Systeme mit regelmäßiger Grundgebühr lohnen sich erst ab einer bestimmten Verkaufsmenge, da bereits Fixkosten entstehen, ohne dass ein Behälter ausgegeben wurde. Ob und ab welcher Ausgabemenge sich ReCup für einen Betrieb lohnt und wie viel dieser durch die Nutzung von Mehrwegverpackungen einsparen kann, kann er sich auf der Webseite von ReCup ganz einfach selbst ausrechnen. Bei der Einführung von Mehrwegverpackungen ist es außerdem sinnvoll mit verschiedenen Systemen zu kalkulieren, da es auch solche gibt, bei denen keine regelmäßige Gebühr anfällt, sondern nach tatsächlicher Nutzung mit einer Befüllungspauschale abgerechnet wird. Dauerhafte Fixkosten entstehen somit keine.

Produktpalette - Eigenschaften und Design:

Für manche Restaurants reicht die Produktpalette von ReCup/ReBowl aktuell nicht aus. Sie bräuchten zum Beispiel Eisbecher, Kuchenbehälter, Pizza-Mehrwegkartons, Sushi-Behälter. Manche dieser Behälter werden durch andere Mehrwegsysteme, zum Beispiel durch Vytal oder reCircle, aber bereits abgedeckt. Trotzdem gibt es ein paar Produkte, für die es aktuell noch keine optimale Mehrwegalternative gibt. Ein Unternehmen wünscht sich „Mehr Alternativen für Wraps, Kuchen, etc.“. Auch die Größe der Behälter wird von einem Restaurant bemängelt. Für manche Portionsgrößen sind die „Behälter [von Vytal] manchmal zu klein“, außerdem gibt es für die Pizzabox der Marke keinen Deckel.

Bei den Produkten der Firma ReCup/ReBowl wird das Design und die Farbe des Öfteren angesprochen. Ein Café findet „Design und Farbe […] aufdringlich“ und schlägt „neutrale Farben“ als bessere Alternative vor. Auch ein anderes Café geht auf diesen Punkt ein und wünscht sich „bessere Farben“. Ein Betrieb bestellt nur die ReBowls aus der „Alten Rebowl-Reihe (Mepal)“ da diese Produkte aus seiner Sicht die Besten sind. Und auch ein weiterer ReBowl-Abnehmer findet die „neuen Bowls […] nicht so schön wie die Alten“.

Was an ReCup mehrmals bemängelt wird, ist dass der Deckel für einen Euro extra dazu gekauft werden muss und er damit sehr teuer ist. Das erschwert auch die Kundenkommunikation, da viele Kunden nicht einsehen, einen Pfandbetrag für den Becher zu hinterlegen und den Deckel zusätzlich kaufen zu müssen. Das schreckt manche Kunden ab. Außerdem haben sie die Deckel selten einstecken, wenn sie sich kurzfristig ein Getränk ToGo mitnehmen wollen.

Verpackung und Versand:

Viele Betriebe erwähnen die langen Lieferzeiten bei ReCup/ ReBowl. Ein Betrieb schreibt, dass die Lieferzeit bei einer Bestellung im letzten März fast drei Monate betrug. Ein Tipp ist, rechtzeitig zu bestellen und eine Bestellmengenberechnung durchzuführen. Das heißt genügend Puffer für lange Lieferzeiten einzuberechnen, damit man dauerhaft genügend Behälter im Haus hat.

Ebenfalls im Zusammenhang mit der Bestellung der Mehrweg-Produkte, empfinden zwei der Geschäfte die Versandkosten von ReCup/ ReBowl als teuer.

Außerdem wünscht sich ein Betrieb, dass ReCup/ ReBowl größere Verpackungseinheiten bei der Bestellung von Behältern anbietet.

Allgemeine Anmerkungen zum Handling:

Zum Teil kommen „stark verkratzte Behälter zurück“. Ein Betrieb gibt an, dass der Umgang mit den defekten Behältern der Firma ReCup/ReBowl teilweise unklar geregelt ist.

Zu bedenken gibt der Betreiber eines mobilen Kaffeeverkaufs, dass es mit wenig Platz schwierig sein kann, Mehrwegbehälter unterzubringen, da sie zum Teil schon mehr Platz für die Aufbewahrung benötigen und schwerer sind als Einweggeschirr. Das macht auch den Transport aufwändiger.

Werden die Mehrwegsysteme von der ToGo-Kundschaft akzeptiert?

Kundenkommunikation ist ein wichtiger Punkt zur Verbreitung des Mehrweg-Gedankens in der breiten Bevölkerung. Auch hier kann man Unterschiede zwischen den einzelnen Städten sehen. Heidelberger Betriebe erwähnen häufig, dass die Kundenkommunikation noch „aufwendig“ und „anstrengend“ ist und viel Zeit in Anspruch nimmt. Die Tübinger und auch Bad Nauheimer nennen dieses Problem nicht. Im Gegenteil. Auf die Frage, warum die Betriebe nicht mehr extra durch Flyer und Aufkleber oder anderweitige PR aufmerksam machen, kommen aus Tübingen häufig Aussagen wie: „Kunden wissen Bescheid. In Tübingen ist ReCup üblich“.

Seit der Einführung der Tübinger Verpackungssteuer hat die Annahme der Systeme noch einmal zugenommen, da die Betriebe einmal mehr darauf achten, dass Kunden ihr Essen/Getränk in der Mehrwegverpackung mitnehmen. Ein Betrieb schreibt auf die Frage, welche Kunden die Mehrwegverpackungen nutzen: „Durch die neue Tübinger Verpackungssteuer fast alle“.

Fazit:

Mehrwegverpackungen zu etablieren, bedeutet in erster Linie Überzeugungsarbeit zu leisten. Der Kundenkreis, der eigenständig nach Mehrweg fragt ist aktuell noch relativ klein und beschränkt sich vor allem auf die Zielgruppe jüngere Personen, vor allem Frauen, denen der Umweltschutz und Müllvermeidung am Herzen liegen. Außerdem werden „Alternative“ und „Hippster“ als Zielgruppe genannt.

Einen Teil der Kundschaft kann man durch gute Argumente und Informationen zu Vorteilen und Handling von Mehrweg überzeugen. Ein Heidelberger Café schreibt: „Einfach machen, die Leute sind aufgeschlossen – Null Kunden, die wieder gehen, weil nur Recups angeboten werden“. Deshalb ist es sinnvoll, über verschiedene Kanäle (direkte Ansprache vor Ort, Flyer/ Aufkleber/ Social Media und den offensichtlichen Aufbau der Behälter) darauf aufmerksam zu machen. Eine Antwort hierzu lautet: „Auf jeden Fall die Kunden immer darauf ansprechen, sonst wird das System meistens nicht wahrgenommen“. Dass dies klappt, zeigt das Beispiel eines Metzgers aus Tübingen, bei dem Senioren ihr Mittagessen gerne in Mehrwegbehältern abholen. Und ein Restaurant aus Bad Nauheim schreibt zum Thema Zielgruppe: „Vermehrt jüngere Kunden, aber auch einige unserer älteren Gäste waren gleich überzeugt“.

Jedoch, nicht alle Zielgruppen können durch Informationen und Ansprache umgestimmt werden auf Mehrwegverpackung umzusteigen, da für sie der Faktor Bequemlichkeit vor anderen Faktoren überwiegt. „Wir Menschen sind bequem und das ist wichtiger als die Umwelt für den Kunden“. Für diese Zielgruppe ist es gut, wenn es gar keine Wahlmöglichkeiten mehr gibt und Einweg nach einer Einführungs- und Etablierungsphase abgeschafft wird. Viele Betriebe geben den Tipp: „Einweg abschaffen, die Kunden machen mit, wenn es keine anderen Möglichkeiten mehr gibt“.

Ein zusätzlicher Tipp, um die Akzeptanz der Kunden zu erhöhen ist, Anreize zu schaffen, „Meist wird die Aktion nur angenommen, wenn Preisnachlässe auf Heißgetränke damit verbunden sind“

Über welche Quellen sind Betriebe auf Mehrweg gestoßen?

Die Quellen, durch die Unternehmen von Mehrwegsystemen erfahren und sich informiert haben, sind vielfältig und in den einzelnen Städten unterschiedlich relevant. Da in Tübingen Mehrwegsysteme bereits weit verbreitet sind und durch die Stadt aktiv und stark gefördert wurden, sind hier viele Betriebe entweder direkt durch die Stadt (5 Betriebe) oder über andere Cafés und Gastronomen (7 Betriebe) darauf gestoßen. Auch in Bad Nauheim sind drei der vier Betriebe, die an der Umfrage teilgenommen haben direkt durch die Stadt auf das Thema Mehrwegverpackungen To Go gestoßen. In Heidelberg sind es vergleichbar wenige (2 Betriebe). Wobei man trotzdem erkennen kann, dass die Kampagne #andersbechern, die 2018 angelaufen ist, durch ihre Öffentlichkeitswirksamkeit einige Anmeldungen nach sich gezogen hat. Insgesamt 4 der 10 Betriebe führten ReCup/ ReBowl 2018 ein. Insgesamt 3 aller Heidelberger Betriebe, die an der Umfrage teilgenommen haben, haben sich an anderen Cafés orientiert, der Rest nutzte andere Quellen, die unten tabellarisch und zum einfachen Vergleich aufgelistet sind:

  Tübingen Heidelberg Bad Nauheim
durch andere Cafés/ Gastronomen 7 3 -
durch die Stadt/ Werbung in der Stadt 5 2 3
Direkt von den Unternehmen angefragt 1 1 -
Eigenrecherche/ Internet (1 mit Vorbehalt; ist bei „Werbung in der Stadt“ mitgezählt, da Doppelnennung) 2 -
Presse/ Medien/ Social Media 2 (1 mit Vorbehalt, ist bei „durch andere Cafés/ Gastronomen mitgezählt, da Doppelnennung) -
durch andere Personen (z.B. Kollegen) 1 - -
Von der Firmenzentrale ausgehend - 2 -
Durch die Vorstellung von Vytal bei „Höhle der Löwen“ - - 1
Keine genauen Quellen bekannt 1 - -

Ist eine Verpackungssteuer für Heidelberg (nach dem Tübinger Vorbild) sinnvoll?

Unternehmen sind dazu geteilter Meinung. Die Heidelberger Gastronomie, steht der Idee eine Verpackungssteuer wie in Tübingen einzuführen kritisch gegenüber. Nur eine Stimme aus 10 findet die Steuer berechtigt, 4 Betriebe enthalten sich dazu, 2 Weitere haben zur Tübinger Steuer bisher noch nichts gehört. Der Rest nennt vor allem die Mehrkosten als schwierigen Punkt, da man die Gastronomie und die Kunden zusätzlich belastet. Eine bessere Alternative als die Steuer sehen sie darin, Mehrwegsysteme noch aktiver zu fördern oder „Lieber Einweg [zu] verbieten“.

Auch hier kann man einen deutlichen Unterschied zu den Tübinger Gastronomen sehen. Diese sind in Ihren Antworten gegenüber der Verpackungssteuer ihrer Stadt sehr viel aufgeschlossener. Sehr viele (insgesamt 10 Betriebe) befürworten die Einführung der Verpackungssteuer und bezeichnen sie z.B. als „gut und richtungsweisend für ganz Deutschland“. Nur zwei Betriebe lehnen die Verpackungssteuer komplett ab. Der Rest (insgesamt 6 Betriebe) sieht die Verpackungssteuer gespaltener Meinung. Einerseits finden sie sie „gut“, „sinnvoll“ und „wichtig“ bemängeln sie andererseits aber als „[…] kompliziert […]“ und „[…] ausbaufähig“, was man auch an der Aussage eines Betriebes ablesen kann „Es gibt auch komische Anforderungen (Leberkäswecken kalt kosten nichts, Leberkäswecken warm kosten???)“. Außerdem gibt es noch nicht für alle Produkte eine gute und praktikable Mehrweglösung, z.B. bei Wraps. Ein Unternehmen schreibt, dass die Verpackungssteuer prinzipiell richtig ist, man allerdings zwischen den Produkten unterscheiden müsse. „Das Einwickelpapier von einem Döner ist etwas anderes, als eine Styropor-Verpackung“ heißt es.

Ebenfalls mehrheitlich positiv stehen auch Gastronomen in Bad Nauheim der Steuer gegenüber. Nur eine Stimme von vier sagt „[Es] muss nicht immer alles erzwungen werden durch Gesetze“.

Fazit:

Eine Verpackungssteuer ist, wie am Beispiel Tübingen zu begrüßen, was man am Ergebnis nach einem Monat bereits erkennen kann. So sind die Abfallbehälter deutlich leerer, das Stadtbild sauberer und auch für die Stadtreinigung wurde deutlich weniger ausgegeben als im Vergleichszeitraum vor einem Jahr (Weniger Müll nach vier Wochen Verpackungssteuer in Tübingen - SWR Aktuell).

Ziel ist es, ein flächendeckendes Mehrwegverpackungsnetz aufzubauen, die Handhabung (Ausleihe und Rückgabe) damit für Kunden möglichst bequem zu gestalten und somit auch die Rückgabefrequenz und Rentabilität der Verpackungen zu erhöhen. Dafür müssen möglichst viele Gastronomen überzeugt werden auf Mehrwegverpackungen umzusteigen. Aus den Angaben der Gastronomen selbst ist eine Verpackungssteuer die beste Möglichkeit. Viele Gastronomen machen mit, weil sie müssen („[…] leider ändert sich nur durch Zwang etwas“). 12 der 18 Betriebe haben sich im letzten Jahr (2021) oder sogar noch Anfang dieses Jahres (2022) kurzfristig für ReCup/ReBowl entschieden, bevor nun die Verpackungssteuer eingeführt wurde. Trotz dieses „Zwangs“ ist die Resonanz deutlich positiv und offen gegenüber der Steuer. „Es animiert Kunden und Gastronomie dazu, Einweg zu reduzieren, auch wenn die Preise für ToGo dafür ansteigen“.

In Tübingen war es sicherlich förderlich, dass die Gastronomie durch die vorangegangen Förderungen der Stadt in das Thema bereits gut eingeführt wurde und Zeit hatte, sich auf die Veränderungen einzustellen.