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Windpark Lammerskopf

Windparkprojekt zwischen Heidelberg, Schönau und Neckargemünd

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Aktueller Stand des Windparkprojekts

(Stand 15.10.2023)

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Im März 2023 wurde durch die Anstalt öffentlichen Rechts Forst Baden-Württemberg (ForstBW) eine Ausschreibung von Flächen zur Pacht für die Errichtung von Windkraftanlagen im Gebiet zwischen den Kommunen Heidelberg-Ziegelhausen und Schönau gestartet. Über die mögliche Anzahl der Anlagen liegen noch keine eindeutigen Aussagen vor - Zahlen von 10-15 sind im Gespräch.

Die Flächen sind Eigentum des Landes Baden-Württemberg und liegen hauptsächlich im Bereich nördlich des Weilers Hasselbacherhof in Schönau und in den Bereichen Münchel und Lärchengarten in der Kammlage zwischen Heidelberg und Schönau. Die Flächenaufteilung zwischen den Kommunen liegt bei ca. 400 Hektar Schönauer Gemarkung und ca. 200 Hektar auf Heidelberger Gemarkung. Die Gemeinde Neckargemünd überlegt sich zusätzlich mit einer eigenen kleinen Fläche zu beteiligen.

Für den Vergabeprozess ist ForstBW direkt zuständig. Die Ausschreibung erfolgte in zwei getrennten Losen (siehe Karte), wobei der Zuschlag Mitte Oktober 2023 an ein lokales Bieterkonsortium ging.

Das Bieterkonsortium besteht aus den Stadtwerken Heidelberg, der Energiegenossenschaft Starkenburg, der Bürgerenergiegenossenschaft Kraichgau und der Heidelberger Energiegenossenschaft (mehr Infos).

Ob die Errichtung eines Windparks durch die Behören am Ende auch genehmigt wird, hängt zu einem großen Teil von den Ergebnissen der Prüfverfahren zur Umweltverträglichkeit und auch der Regionalplanung ab.

Die Stadtverwaltung Heidelberg hat eine empfehlenswerte Übersicht zum erwarteten Genehmigungsprozess und damit verbundenene Zuständigkeiten veröffentlicht.

Naturschutzfragen zur Potenzialfläche

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Das vorgesehene Gebiet ist aus Sicht des BUND Heidelberg von hohem Wert für den Artenschutz:

Zielkonflikte zwischen Artenschutz und Klimaschutz sind deshalb bei der Installation von Windkraftanlagen auf der Fläche leider sehr wahrscheinlich.

Eine detailierte Ansicht bietet die Übersichtskarte des Dialogforums Energiewende und Naturschutz (BUND & NABU BW): Regionalplanung Windenergie in Baden-Württemberg (Windenergie und Rhein-Neckar auswählen)

Das Konfliktpotential hinsichtlich Naturschutz, wurde auch schon 2015 im Teilflächennutzungsplan Windenergie des Nachbarschaftsverbands Heidelberg-Mannheim festgestellt.

Was ist ein FFH-Gebiet?
Ist ein FFH-Gebiet ein Naturschutzgebiet?

Position des BUND Heidelberg

(Stand 26.07.2023)

Der BUND Heidelberg kritisiert die Ausschreibung von Windkraftflächen zwischen Heidelberg und Schönau durch ForstBW. Die Flächen liegen fast vollständig in einem wertvollen FFH-Schutzgebiet, das Teil des europaweiten Natura 2000-Netzwerks ist, und unserer Meinung nach nicht für Windkraft genutzt werden sollte. Alternative Flächen mit deutlich geringerem Konfliktrisiko für den Artenschutz stehen in Baden-Württemberg ausreichend zur Verfügung.

Grundsätzlich unterstützt der BUND den Windenergieausbau, da auch Baden-Württemberg dadurch einen erheblichen Beitrag zum Erreichen der Klimaneutralität leisten kann. Voraussetzung ist jedoch dabei keine schwerwiegenden Konflikte mit dem Natur- und Artenschutz zu verursachen. Schutzgebiete sind ihrem ökologischen Wert entsprechend zu meiden und Offenlandstandorte nach Möglichkeit Standorten im Wald vorzuziehen. Wir sehen jedoch auch die Notwendigkeit den Wald in die Flächensuche für den Windkraftausbau mit aufzunehmen, da Baden-Württemberg mit 38% Waldanteil ein vergleichsweise waldreiches Bundesland ist.

Wichtig ist für uns, dass Waldflächen bezüglich ihrer ökologischen Wertigkeit unterschieden werden: Wald ist nicht gleich Wald. Intensiv bewirtschafteter Forstwald mit Fichten-Monokulturen eigent sich naturschutzfachlich gesehen viel eher für Windkraftausbau, als ökologisch hochwertiger, alter und artenreicher Laub- und Mischwald. Einen Eingriff in ökologisch hochwertige Wälder ist naturschutzfachlich ungemein größer und daher schwieriger auszugleichen.

Aus der Klimaschutzstudie, die der BUND Baden-Württemberg beim Öko-Institut Freiburg in Auftrag gegeben hat, geht hervor, dass in Baden-Württemberg genügend Flächen mit ausreichender Winddichte und gleichzeitig akzeptabel geringem Konfliktrisiko zur Verfügung stehen. Wir fordern Politik und Verwaltung auf, die Flächensuchen entsprechend auszurichten.

Weitere Infos:

Alternative Flächen in Baden-Württemberg

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Die BUND BW Studie schlägt als Alternative zur bisherigen "Giesskannenstrategie" der Landesregierung vor, in Baden-Württemberg Flächen mit einem „hohen“ bzw. „sicheren“ Konfliktrisiko für windkraftsensible Vogelarten und Fledermäuse für die Installation von Windenergie auszuschließen. Die verbleibenden Potentialflächen entsprechen noch ca. 3,3 % der Landesfläche und sollten für die aktuellen Windkraftziele des Landes ausreichen.

Der Ansatz ist also statt einer gleichmäßig prozentualen Verteilung(1,8%) von Windkraftflächen auf alle Regionen eine schwerpunkthafte Verteilung zugunsten des Artenschutzes. Die daraus resultierende Herausforderung für die Politik ist uns bewusst, jedoch erfordert die globale Artenkrise ebensolche massiven gesellschaftlichen Anstrengungen wie die Klimakrise.

Artenschutz genauso wichtig wie Klimaschutz

Wir betrachten das Artensterben als nicht weniger wichtig, als die Klimakrise. Wenn kritische Kipp-Punkte für die Biodiversität erreicht werden, können unsere Nahrungsketten auf dem Spiel stehen, was katastrophale Konsequenzen haben würde. Ein zentraler Punkt des europäischen Artenschutzes sind dabei FFH-Gebiete, um die es auch im Fall des Lammerskopfs geht. Diese sind das Beste was wir in Europa haben, um Lebensräume systematisch auf breiter Ebene zu schützen.

  • Klimakrise und Biodiversitätskrise beeinflussen und verstärken sich sogar gegenseitig. Auch wir befürchten, dass durch eine Erhöhung der Jahresmitteltemperatur um 3 oder 4 Grad viele Arten in ihrem Bestand gefährdet werden und vermutlich verloren gehen. Gerade im Rahmen des Klimawandels sind deshalb starke und große Biotope wichtig, weil diese resiliente Lebensräume darstellen, die sich voraussichtlich besser an den Klimawandel anpassen können, als klassisch bewirtschafte Flächen (siehe aktuell die sterbenden Fichtenbestände). Zudem speichern diese CO2, regeln den Wasserhaushalt und schützen gegen Erosion.
  • Das System der europäischen Schutzgebiete ermöglicht auch Länder in die Pflicht zu nehmen, bei denen sehr wertvolle Lebensräume ansonsten "weggewirtschaftet" werden (Beispiel ist hier der Versuch die letzten europäischen Urwälder in Rumänien zu retten). Wenn wir jedoch selber die Regeln lax auslegen, können wir diese kaum von anderen einfordern.
  • Das Aussterben einer Art ist fast unumkehrbar und dessen Folgen im komplexen Geflecht der Ökosysteme kaum abschätzbar. Wir müssen versuchen, dass akuelle massive Artensterben zumindest zu bremsen. Deshalb müssen wir achtsam mit der noch vorhandenen Artenvielfalt umgehen und dürfen diese nicht unnötigen Gefahren aussetzen, indem wir ohne Not Windkraftanlagen ausgerechnet in die naturschutzfachlich wertvollsten Gebiete bauen. Zudem gehen wir davon aus, dass wir die Schutzgebiete in ihren unterschiedlichen Kategorien benötigen, um den durch die Klimakrise besonders bedrohten Arten vernetze Rückzugs- und Ausweichgebiete anbieten zu können.

Bilder vom Gebiet Lammerskopf

Informationen des BUND zur Windenergie

Hintergrundinformationen

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